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Warum Salzburg mehr Fahrradabstellplätze braucht – und wie smarte Lösungen die Stadt lebenswerter machen
Salzburg will zur Fahrradstadt werden. Doch während über Radwege hitzig diskutiert wird, gerät ein essenzieller Baustein oft in den Hintergrund: Wo parken wir unsere Räder sicher? Die Designerin und Gründerin Tanja Friedrich hat mit ihrem Unternehmen Velovio Lösungen entwickelt, die nicht nur funktional sind, sondern auch das Stadtbild aufwerten.
Mehr Platz fürs Fahrrad – aber wo?
„Seien wir uns ehrlich, das Thema Radinfrastruktur hört ja nicht bei den Radwegen auf“, sagt die Salzburger Stadträting für Planung und Mobilität Anna Schiester. „Genauso wie ein Auto muss man auch ein Fahrrad sicher parken können.“ Doch während für Autos selbstverständlich große Flächen reserviert sind, wird um jeden einzelnen Radabstellplatz gerungen. Die Folge? Überfüllte, chaotische Fahrradberge und beschädigte Räder durch schlechte Ständer.
Tanja Friedrich kennt das Problem aus eigener Erfahrung. Sie ist passionierte Radfahrerin und studierte Designerin. Während ihres Studiums in Salzburg wurde ihr bewusst, dass sichere und praktikable Fahrradabstellanlagen Mangelware sind. „Ich wollte mein Mountainbike sicher abstellen – und hatte kaum Möglichkeiten. Also habe ich beschlossen, das selbst zu ändern.“
Vom Problem zur Lösung – das Startup Velovio
Aus dieser Idee entstand Velovio. Das Unternehmen entwickelt und produziert sogenannte Fahrradmöbel für Städte und Gemeinden. Das Besondere: Ihre Radabstellanlagen sind mit Gummierungen ausgestattet, um Reifen und Speichen zu schonen, modular erweiterbar und oft mit Sitzflächen kombiniert.
In Salzburg sind ihre Lösungen bereits sichtbar. „Die alten, speichenfeindlichen Ständer wurden bereits umgerüstet – etwa in der Bergstraße“, berichtet Anna Schiester. Die neuen Ständer stoßen auf positive Resonanz: „Viele Radfahrer haben zu mir gesagt: Endlich ein System, das unsere Räder nicht kaputt macht!“
Die Mobilitätswende braucht durchdachte Infrastruktur
Doch moderne Radständer sind nur ein Baustein. „Wenn wir mehr Menschen aufs Rad bringen wollen, müssen wir das Gesamtpaket liefern“, sagt Friedrich. Dazu gehört auch die Frage: Wo parken Lastenräder?
„Ein E-Lastenrad kostet schnell 4.000 bis 5.000 Euro. Wer kauft sich so etwas, wenn er es nicht sicher abstellen kann?“, erklärt sie. In vielen Städten sind gesicherte Radboxen bereits Standard. In Salzburg gibt es zwar welche – doch die Wartelisten sind lang. Deshalb hat Velovio eine innovative Lösung entwickelt: das Bike Deck. Eine Fahrradbox mit einer begehbaren Dachterrasse – doppelte Stadtflächennutzung. „Statt hässlicher Blechkisten entstehen Stadtmöbel, die Aufenthaltsqualität schaffen“, beschreibt Friedrich.
Platz für Fahrräder oder für Autos?
In der Vergangenheit stießen solche Konzepte auf Widerstand. Ein Bike Deck in der Franz-Josef-Straße wurde zunächst nicht genehmigt – mit der Begründung, es würde das Stadtbild stören. Doch inzwischen kommt neuer Wind in diese Diskussion. „Wir spüren, dass sich etwas bewegt, dass das Bewusstsein für eine gerechtere Flächenverteilung wächst“, sagt Anna.
Dabei zeigen Städte wie Paris, Ljubljana oder Kopenhagen, dass mutige Entscheidungen zugunsten der Radinfrastruktur langfristig belohnt werden. „Wo ein Radweg ist, kommen die Radfahrerinnen von selbst“, sagt Friedrich. „Aber sie brauchen auch die passenden Abstellplätze.“
Startup-Kultur in Salzburg: Hürden und Chancen
Friedrich hat Velovio direkt nach ihrem Studium gegründet. Ihre Erfahrungen mit Salzburg als Wirtschaftsstandort sind gemischt. „Ich hatte super Unterstützung durch Startup Salzburg und Innovation Salzburg. Ohne die hätte ich mich durch den Bürokratie-Dschungel kämpfen müssen.“
Doch sie sieht auch Herausforderungen: „Gründen ist schwer, vor allem als Einzelkämpferin. Ich hätte mir oft ein Team gewünscht, mit dem ich die Entscheidungen teilen kann.“ Inzwischen wächst das Unternehmen – auch über Salzburg hinaus. Ein strategischer Investor ist eingestiegen, und Velovio verkauft seine Lösungen in immer mehr Städte.
Salzburgs Zukunft: Eine fahrradfreundliche Stadt?
Was braucht es, damit Salzburg wirklich zur Fahrradstadt wird? Friedrichs Antwort ist klar: „Mehr Mut in der Politik. Viele fürchten sich vor Veränderungen, aber die Menschen haben Lust auf eine bessere Radinfrastruktur!“
Anna sieht das ähnlich: „Wir haben vier Millionen Euro Radbudget. Der politische Konsens wächst – und diese Chance werden wir jetzt nutzen!“
Eines ist dabei sicher: Die Nachfrage nach sicheren und komfortablen Radabstellplätzen wird weiter steigen. Denn, so Friedrich: „Wenn wir das Radfahren erleichtern, kommen die Radfahrerinnen von selbst.“