
Warum Anna Schiester mit der Grünflächenzahl mehr verändert, als bloß Bauvorschriften.
Es ist der 1. März 2025. Während andernorts noch über Baumkronen gestritten wird, setzt Salzburg ein deutliches Zeichen: Die Grünflächenzahl tritt in Kraft – ein neues Regelwerk für Bauprojekte, das auf den ersten Blick technokratisch wirkt, in Wahrheit aber eine politische Kampfansage ist. Eine Stadt soll nicht nur wachsen, sondern auch aufblühen. Und hinter dieser Vision steht vor allem eine Frau: Anna Schiester, Salzburgs Planungsstadträtin und inoffiziell die oberste Gärtnerin der Stadt.
Knallharte Realitätspolitik
„Eine Stadt mit Zukunft ist eine grüne Stadt“, schreibt sie auf Facebook und garniert ihren Post mit Emojis und Hashtags wie #Klimaresilienz und #UrbanNature. Klingt charmant – ist aber auch knallharte Realitätspolitik. Denn die neue Verordnung verlangt, dass bei Neubauten oder größeren Umbauten mindestens 25 Prozent des Grundstücks mit Begrünungselementen ausgestattet werden müssen: Bäume, Dachgärten, versickerungsfähige Böden.

Mit Grün gegen den Beton
Die neue Regelung ist Teil einer größeren Strategie, mit der Anna Schiester Salzburg gegen Hitzeinseln, Luftverschmutzung und Flächenfraß wappnen will. In ihrem politischen Kosmos zählt jeder Quadratmeter, der nicht zugepflastert wird. Und jeder Baum ist ein Statement gegen das „Weiter so“ einer ehemals autozentrierten Stadtentwicklung. Ganz im Zeichen der Bürgerliste: progressiv und ökologisch.
Doch Schiester denkt weiter als nur in Quadratmetern. Die Grünflächenzahl ist nicht nur Vorschrift, sondern Hebel für eine neue Art von Stadtplanung – eine, die Lebensqualität, Klimaanpassung und soziale Gerechtigkeit zusammendenkt. Mit dem Projekt am Rot-Kreuz-Parkplatz etwa wird aus einem Parkplatz ein Park. Aus Beton wird Begegnung.
Politik mit Wurzeln
Schiesters Ansatz ist radikal pragmatisch: „Machen, was gemacht gehört“, könnte man ihre Haltung zusammenfassen. Das zeigt sich auch beim Bürger:innen-Dialog zur Umgestaltung der Aribonenstraße, wo sie 25 geförderte Wohnungen durchgesetzt hat – samt Kinderbetreuung, Café und Grünflächen. Lebensqualität made in Liefering.
Dass solche Projekte oft an politischen Eitelkeiten oder fehlendem Mut scheitern, weiß sie nur zu gut. In der Verkehrspolitik hat sie es vorgemacht: Trotz Gegenwind treibt sie Projekte wie den Perron-Radweg und das S-Bike-Verleihsystem voran. Immer mit dem Fokus auf schnelle, wirksame Maßnahmen – auf Gemeindestraßen, wo sie den Hebel selbst in der Hand hat.
Kein Bonusprogramm, sondern Pflicht
Die Grünflächenzahl ist kein „Nice to have“, sondern Baupflicht – und genau darin liegt ihre politische Sprengkraft. Sie zwingt Investoren, Architekten und Stadtverwaltungen dazu, umzudenken. Wer bauen will, muss künftig auch pflanzen. Und das nicht irgendwo, sondern konkret: Baumart, Kronendurchmesser, Fassadenbegrünung – alles muss nachgewiesen und dokumentiert werden.
Kritiker:innen sagen: zu kompliziert, zu aufwendig. Schiester sagt: „Zukunft wird aus Mut gemacht.“ Und Salzburg, so scheint es, ist bereit, diesen Mut zu leben – Baum für Baum, Quadratmeter für Quadratmeter